Harmloses Daumenlutschen oder Lutschhabit?

Viele Säuglinge und auch kleine Kinder zeigen die Angewohnheit, am Daumen zu lutschen – dieses Verhalten knüpft in der Regel an das Saugen an und ist vollkommen normal: Das Kind schiebt sich den Daumen – manchmal auch zwei bis drei andere Finger – in den Mund und saugt bzw. lutscht genüsslich an ihnen herum. Es wirkt beruhigend und kann in schwierigen Situationen sogar wie ein Blitzableiter funktionieren.

Spätestens am dem 3. Lebensjahr sollten Eltern aber darauf achten, dass die Kinder diese Angewohnheit wieder ablegen, ansonsten könnte sie in bleibenden Verformungen des kindlichen Kiefers resultieren. Schlimmer wird es, wenn das Kind auch im 5. Lebensjahr noch am Daumen lutscht, denn dann können auch weitere Verhaltensauffälligkeiten auftreten, z. B.:

✘ Knabbern an den Fingernägeln (manchmal sogar an den Fußnägeln!)
✘ Herausreißen der Haare
✘ Zerkratzen der Haut
✘ usw.

Risiko: Lutschhabit

Spricht der behandelnde Zahnarzt von einem offenen Biss, so meint er damit ein Anomalie in Form eines Spaltes, der sich dann zeigt, wenn Ober- und Unterkiefer im Schlussbiss aufeinandertreffen – ein solcher offener Biss kann durchaus zu schwerwiegenden Bissproblemen führen. Die Ursache für diesen lutschoffenen Biss kann durchaus in dem regelmäßigen Daumenlutschen zu finden sein:

Das Daumen- bzw. Fingerlutschen führt zu einem ständigen Druck auf die Innenseite der oberen Schneidezähne. Durch diesen Druck werden die Frontzähne nach außen gedrückt – zugleich entsteht aber auch ein Unterdruck durch das Saugen, der wiederum einen Druck von Seiten der Wangenmuskulatur auf die Seitenzähne bewirkt. Schließlich verformt sich der Kiefer und die Zunge verlagert sich nach hinten. Eine Fehlentwicklung von Ober- resp. Unterkiefer entsteht, wie

✘ eine Lutschprotrusion: Der Oberkiefer biegt sich nach vorne hin auf.
✘ ein lutschoffener Biss: Der Unterkiefer verlagert sich nach hinten.

Jener lutschoffene Biss ist also stets als erworbene Fehlbildung zu betrachten, d. h. die Schneidezähne treffen im Schlussbiss nicht mehr aufeinander. Sollten Sie Ihrem Kind das Daumenlutschen einfach nicht abgewöhnen können, so besorgen Sie sich einen therapeutisch geformten Flaschenmilchsauger – oft schafft dieser bereits dauerhaft Abhilfe!

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