Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) – Wenn Kopfschmerzen vom Kiefer kommen

Die „Craniomandibuläre Dysfunktion“ – kurz: CMD – steht für eine Fehlfunktion im Zusammenwirken von Unterkiefer und Schädel. Eine Fehlfunktion, die beim Patienten starke Kopfschmerzen verursachen kann. Beteiligt sind dabei:

✔ die Zähne,
✔ beide Kiefergelenke,
✔ die Kaumuskulatur,
✔ der Kopf,
✔ der Nacken
✔ und die Schulterregion.

Tatsächlich erleiden über 10 % der deutschen Zahnarztpatienten im Verlaufe ihres Lebens eine solche CMD.

Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): Ursachen und Symptome

Bei unseren Zähnen handelt es sich um perfekt aufeinander abgestimmte, kleine Kauwerkzeuge, die unsere Nahrung zerkleinern und die Kiefergelenke führen, schützen und stützen. Dabei werden Kaukräfte von 500 Gramm bis zu 30 Kilogramm freigesetzt.

Dramatisch wird es, wenn die Zähne übermäßig beansprucht werden: Menschen, die nachts mit den Zähnen knirschen, erreichen schier unvorstellbare Werte von bis zu 1,5 Tonnen Kaudruck! Dieser immense Druck führt zu einem Abrieb der Zähne. Besonders Schneide- und Eckzähne werden kürzer und damit auch schmerzempfindlicher. Die Kaumuskulatur hingegen nimmt spürbar an Masse zu, die passende Bisshöhe geht verloren. Davon abgesehen stört das nächtliche Knirschen den Schlaf und führt zu unangenehmen Kopfschmerzen in der Region der Schläfen – diese Kopfschmerzen können so stark sein, dass sie an eine Migräne erinnern.

Was mit nächtlichem Knirschen und leisen Reibe- und Knackgeräuschen beginnt, kann zu bleibenden Veränderungen führen. Ein eher harmloses Symptom stellt das Gelenkknacken dar – fast jeder zweite Patient stellt dieses Knacken im Laufe seines Lebens fest, ohne dass es weitere Auswirkungen nach sich zieht. Doch bereits kleinste Stellungsabweichungen unter den Kiefergelenken können weitreichende Folgen haben:

✘ Das fehlende Zusammenspiel der Kauflächen führt zu Verspannungen und Schmerzen im Bereich der Schulter, des Nackens, des Kopfes und auch des Rückens – schlimmstenfalls entstehen bleibende Haltungsschäden.

✘ Zähne können sich lockern, insbesondere wenn eine Parodontitis bereits für Vorschäden gesorgt hat.

✘ Die missliche Lage der Gelenke zueinander kann Ohrenschmerzen und Tinnitus verursachen.

✘ Die Kieferbewegungen lassen sich nur noch eingeschränkt oder unter Schmerzen ausführen.

Die Hintergründe des nächtlichen Zähneknirschens lassen sich durchaus auch in der Psyche des Patienten finden: Stress zählt zu den häufigsten Ursachen. Aber auch Fehlbelastungen der Zähne – z. B. durch frühzeitigen Zahnverlust, durch Halswirbelsäulenschäden oder durch übergroße Füllungen – können die Angewohnheit des Knirschens auslösen.

Die Diagnose

Zuerst untersucht der behandelnde Zahnarzt alle Muskeln, die am Kaugeschehen beteiligt sind – bis hinunter in die Halsregion. Er wird Ihr Kiefergelenk in Bezug auf dessen Beweglichkeit bewerten und alle Kontakte der Zähne überprüfen. Dabei handelt es sich um eine klinische Funktionsanalyse.

In der manuellen Strukturanalyse wird auch die Belastungssituation der Muskulatur einbezogen. Eine instrumentelle Funktionsanalyse nutzt beispielsweise Gipsmodelle Ihres Kiefers, um einen Gelenksimulator zu erschaffen und so auch versteckte Ursächlichkeiten aufzudecken.

Ziel ist das Aufspüren der Ursachen einer vorhandenen Überbelastung, um diese dann gezielt zu bekämpfen. Manchmal ist es sinnvoll, orthopädische Befunde zu Rate zu ziehen: Haltungsschäden und Leiden an der Wirbelsäule können eine Craniomandibuläre Dysfunktion tatsächlich auch begünstigen. Eine kooperative Zusammenarbeit mit Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen könnte die Behandlung deutlich erleichtern.

Zudem eignen sich physiotherapeutische Maßnahmen hervorragend als begleitende Behandlung. Ein Krankengymnast könnte die zahnärztlichen Bemühungen nach einer gezielten Schulung durchaus unterstützend beeinflussen. Sollten seelische Belastungen im Spiel sein, wäre es ratsam, dass der Patient sich außerdem auch mit einer psychosomatischen Behandlung auseinandersetzt.

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